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Unser Betriebsfest – Knigge amüsiert sich

„Auf unserer Weihnachtsfeier mache ich mir einen schönen Abend und gebe mir die Kante!“
… hörte ich unlängst einen jungen Mann sagen. Oh je, dachte ich – bitte nicht! Wer so denkt, für den kann es die folgenschwerste Party des Jahres werden.

Betriebsfeste sind ja eine gute Gelegenheit, Mitarbeiter und Kollegen zwanglos besser kennen zu lernen. Sie heben das Betriebsklima und motivieren. Für viele ist es allerdings die jährliche Heuchel-Herausforderung, für andere dagegen eine willkommene Gelegenheit, sich einmal anders zu geben als sie tagtäglich wahrgenommen werden.

Beides birgt Gefahren und kann Zündstoff liefern. Da haben Sie das ganze Jahr über an Ihrem guten Ruf und Ihrer im kommenden Jahr anstehenden Beförderung gearbeitet. Nehmen Sie sich deshalb von diesem Empfehlungsbuffet die Häppchen, die Ihnen Appetit machen, und zeigen Sie so Kollegen und Vorgesetzten, dass Sie bei allen Anlässen wirklich vorzeigbar sind.
(K)eine folgenschwere Party!
Bringen Sie gute Laune mit, seien Sie fröhlich, jedoch nicht zu aufgekratzt. Vergessen Sie an diesem Abend den Streit im Büro.

Zerstören Sie Ihr professionelles Image nicht durch einen radikalen Rollenwechsel. Falls kein Dresscode auf der Einladung angegeben ist, an exponierter Stelle erkundigen, denn underdressed ist genauso unpassend wie overdressed.
Komplett angezogen bleiben, bis der Startschuss zum „Entblättern“ fällt. Dann dürfen Jackett und eventuell Krawatte abgelegt werden. Das ist aber auch das Einzige! Sprechen Sie das Thema freizügige Kleidung schon vorab mit Kolleginnen an, wenn Sie vermuten, dass manche in gewagter Discokleidung erscheinen möchten.

Sie kennen Ihre Pappenheimer: Sorgen Sie im Team vor, indem Sie anregen, dass der potentielle Schluckspecht zu Beginn der Feier etwas zu sich nimmt: „Na, da werden wir uns erstmal eine Grundlage schaffen, nicht wahr.“

Fühlen Sie sich (alle) für Firmengäste mitverantwortlich und achten Sie auf deren Wohlergehen.
Falls Sie selbst einen Beitrag zum Programm leisten: niemandem eins auswischen. Das kommt unweigerlich zurück. Die Weihnachtsrede sollte keine Generalabrechnung sein – alles Persönliche ist tabu!

Halten Sie sich mit Alkohol zurück. Sie wissen, wie Sie nach zwei, vier, sechs Gläsern wirken. Stark Angesäuselte übersehen Sie taktvoll und schützen sie vor allgemeiner Belustigung.
Für den Chef ist es eine Selbstverständlichkeit: Er nimmt an seinen Betriebsfeiern teil – kneifen gilt nicht! Und auch kein vorzeitiges „französisches Verabschieden“.

Während nun der Chef seine motivierende Jahresabschlussrede hält, bleiben die anderen am Platz, essen und reden nicht.

Spaß haben ist eindeutig erlaubt. Jeder Gast sollte zum Gelingen der Feier beitragen – aber ohne Nabelschau und wildeste Zuckungen auf der Tanzfläche. Leben Sie Ihr Temperament woanders aus. Der nächste Morgen kommt bestimmt.

Werden gegenseitige Geschenke im Lotterieverfahren verlost (Jule/Wichteln), kommen manchmal unbeschreibliche Peinlichkeiten für den Beschenkten an den Tag! Wer meint, er müsste unbedingt Erotikspielzeug und Strapse verschenken, sollte das lieber privat tun.

Vergreifen Sie sich nicht im Ton. Wenn der Fauxpas allerdings gegenüber ranggleichen Kollegen bei ähnlichem Alkoholpegel passiert ist, dann tun Sie am nächsten Tag so, als wäre nichts passiert. Bei Vorgesetzten ist die Bitte um Entschuldigung fällig. Aber machen Sie aus einer Mücke keinen Elefanten.
Es wurde doch ein bisschen später als eingeplant. Bevor Sie sich krankmelden, schlafen Sie lieber eine Stunde länger – und dann ab ins Büro. Nur zur Beruhigung: Ihren Kollegen geht es am Morgen danach auch nicht besser.

Mit dieser weitsichtigen Einstellung wird es bestimmt eine Party mit ausschließlich positiven Folgen. Susanne Helbach-Grosser (2015)