Jetzt beginnen wieder überall Feierlichkeiten zur Kommunion, zur Firmung, zur Konfirmation und zur Jugendfeier. Begangen wird der Übergang vom Kindes- zum Erwachsenenalter, das Wissen um humanistische und christliche Werte. Bei den kirchlichen Feiern geht es auch um eine bewusste Bestätigung der Taufe, das JA zum christlichen Glauben sowie die erste Teilnahme am Abendmahl. Aber bei vielen tauchen spätestens jetzt Unsicherheiten auf, wie denn dieser Tag am besten begangen wird – und welche Fettnäpfchen vermieden werden sollten.
Gäste einladen
Sobald die Pfarrgemeinde den Termin für den „Großen Tag“ festgelegt hat, sollten sich die Jugendlichen/Kinder überlegen, welche Gäste sie einladen möchten. Die Einladungen werden am stilvollsten per Post verschickt – aber heutzutage kann das auch zeitgemäßer telefonisch, per E-Mail oder sogar per WhatsApp geschehen. Als „Pflichtpersonen“ werden die engsten Verwandten eingeladen, die Pat*innen, eventuell der Pfarrer/die Pfarrerin. Durch die Bitte um Rückmeldung wissen die Gastgebenden, mit wie vielen Personen sie rechnen müssen.
Kompliziert kann es sein, Menschen einzuladen, mit denen die Jugendlichen oder die ganze Familie „nicht gut kann“: geschiedene Verwandte, neue Patchworkfamilien, heillos Zerstrittene oder welche, die regelmäßig aus der Rolle fallen. Die möchte eigentlich niemand dabeihaben. Gemeinsam mit den
Eltern können Lösungen für diese Situationen gefunden werden. Manchmal langt es schon, einmal über seinen Schatten zu springen und einen Neuanfang zu versuchen. Zumindest hilft eine geschickte Sitzordnung bei einem großen Fest, auch Streithähne unter einem Dach zu vereinen, ohne dass ein Eklat zu befürchten ist. Also werden die entsprechenden Personen möglichst weit voneinander entfernt platziert.
Die Kleidung
Die Kleiderordnung ist lockerer geworden – aber sie wird immer noch vom Kirchenbesuch bestimmt. Regional kann sie unterschiedlich, beziehungsweise auch einheitlich sein. Als Faustregel gilt: Unpassend ist alles Kunterbunte oder Partymäßige. (Destroyed-)Jeans, Supermini und auch die angesagtesten
Turnschuhe bleiben im Schrank. Geeignet für Mädchen sind ein dunkler Hosenanzug, ein schmales Kleid, Rock, Bluse/Top und Bolerojäckchen/Blazer. Jungen sind mit einer dunklen Stoffhose, dazu passendem Oberhemd, vielleicht einer Weste oder einem Anzug mit oder ohne Krawatte gut angezogen. Sportliche, bunte oder extravagante Schuhe lenken vom festlichen Gesamteindruck ab.
In der Kirche
Das Smartphone wird während der Feier in der Kirche stumm geschaltet, bei den Eltern geparkt oder gleich zuhause gelassen. Professionelle Bilder machen sehr oft bestellte Fotograf*innen. Ein Gotteshaus ist kein Ort für Selfies, lautes Rufen und schrilles Lachen. Entdecken Jugendliche beim Einlauf in die Kirche Verwandte und Bekannte, grüßen sie nur mit einem Handzeichen und einem Lächeln.
Nach der Kirche
Egal, ob nach der Einsegnung ein kleiner Empfang oder ein großes Fest geplant ist, Gratulanten und Geschenke wird es geben. Passend wäre es, wenn die Jugendlichen – vielleicht zum ersten Mal in ihrem Leben – die Gastgeber*innen-Rolle übernehmen. Für die meisten ist es eine Herausforderung, alle Gäste zu begrüßen und ein wenig Smalltalk zu machen.
Geschenke, die noch auf dem Kirchengelände überreicht werden, bewahrt erst einmal ein Familienmitglied auf, um sie später im Restaurant oder zuhause zu den anderen auf den „Geschenketisch“ zu legen. Bei aller Neugier: in Briefumschläge wird nicht sofort hineingeguckt. Geld zählen ist in diesem Stadium tabu!
Im Restaurant
Am Eingang zum Restaurant oder an der elterlichen Haustür begrüßen die Jugendlichen/Kinder ihre Gäste erneut. Falls räumlich möglich, geben sie Hinweise zur Sitzordnung. An der Mittagstafel ist ihr Platz in der Mitte. Rechts und links werden die Eltern platziert. Nehmen Pfarrer oder Pfarrerin teil, was
nicht oft passiert, so bekommen sie den Platz neben der Mutter. Die Paten schließen sich an, dann die Großeltern, die an einer Tafel dem Ehrengast auch gegenübersitzen können.
Reden halten
Die erste kleine Begrüßungsrede an der Tafel sollten die Jugendlichen halten. Für Kommunionkinder übernimmt dies evtl. ein Elternteil. Die wenigsten jungen Menschen können schon frei sprechen und haben ihre Rede auf ein Blatt geschrieben. Sie muss nicht lang sein – und es ist okay, wenn sie vor lauter
Aufregung abgelesen wird. Als Faustregel sollte sie beinhalten: Dank an Eltern, an die Gäste für ihr Kommen, Dank für die schönen Geschenke, die später ausgepackt werden, der Wunsch für einen harmonischen Nachmittag, eventuell die Eröffnung des Buffets. Jetzt ist der Zeitpunkt für ein Tischgebet. Eine sehr höfliche Geste ist es, wenn die Hauptperson auch am Schluss noch einige dankende Wörter sagt. Falls noch weitere Reden gehalten werden sollen, ist der beste Zeitpunkt nach dem Hauptgang. Vater, Mutter oder ein/e Pat*in beginnt, der/die Geistliche, Großeltern und Geschwister schließen sich an.
Die Geschenke
Nach dem Essen beginnt eine schwierige Übung für die Jugendlichen. Sie packen ihre Geschenke aus und müssen jedes Geschenk würdigen und der Person dafür persönlich danken, falls sie im Raum ist. Sich über jedes Geschenk zu freuen, auch wenn es nicht den Geschmack trifft, ist gar nicht so einfach. Apropos Geschenke: In diesem Alter haben Kinder und Jugendliche schon genaue Vorstellungen von Geschenken. Es ist schön, darauf Rücksicht zu nehmen und sich vorab mit den Eltern in Verbindung zu setzen. Außerdem bleiben die Jugendlichen während des ganzen Festes bei ihren Gästen. Sie
verdrücken sich also nicht einfach, sobald der Geschenke-Marathon absolviert ist.
Danke sagen
Innerhalb der nächsten zwei Wochen sollte eine Dankeskarte mit Konfirmationsfoto an alle geschickt werden, die die Jugendlichen mit Geschenken und Gratulationen bedacht haben. Von Hand geschrieben sehen sie am besten aus. In ländlichen Gegenden ist es auch heute noch üblich, einen persönlichen „Dankschön-Besuch“ zu machen. Einen Dank bekommen natürlich auch die Geistlichen, Eltern und Paten. Susanne Helbach-Grosser (2023)