Jeder Mensch schwitzt – aber merken soll es außerhalb von Sauna und Sportstudio niemand. Je mehr wir die Folgen bedenken, desto unangenehmer wird die Schwitz-Situation oft noch, desto unsicherer werden wir selbst. Denn Schwitzen wird von manchen als Unsicherheit interpretiert – und wer will schon unsicher erscheinen?
Vor Jahrhunderttausenden gaben uns schweißnasse Hände auf der Flucht einen besseren Halt beim Klettern auf die Bäume. Heute ist der Schweiß unser Feind. Ausgerechnet bei wichtigen Präsentationen und einem aufregenden Rendezvous sucht er uns heim, bei Gelegenheiten also, wo wir ihn überhaupt nicht gebrauchen können. Generell ist man machtlos gegen das Schwitzen wie gegen das Rotwerden.
Dicke Luft im Büro. Das kann verschiedene Gründe haben.
Herausforderung 1: Zu hohe Raum-Temperaturen während der Sommermonate.
Lösung: Kleidung im Zwiebelverfahren, Beschattungen, clever lüften. An die 30 Grad im Büro sollten Vorgesetzte das Thema „Marscherleichterung“ ansprechen. Produktivität kontra Dresscode? Das gewollte Bild, das die Mitarbeiter*innen eines Unternehmens nach außen tragen, sollte weiterhin stimmen. Manchmal ist es gnädiger für das Umfeld, das Sakko anzulassen!
Herausforderung 2: Chemikalien aus Raumdüften (verbreitet über das air conditioning system), Reinigungsmitteln, Parfums, Kosmetika oder Textilien. Lösung: Für Menschen mit einer Duftstoffallergie kann das der Horror sein. Wenn z. B. die Kloschüssel permanent nach Meeresbrise duftet, muss das abgestellt werden, denn etwa 11,5 Prozent aller Deutschen reagieren auf einen Duftstoff allergisch. Die dezente Verwendung von Parfums und Aftershaves sollte im Arbeitsleben eine Selbstverständlichkeit sein.
Herausforderung 3: Die „take aways“ in unmittelbarer Umgebung großer Bürohäuser brummen zur Mittagszeit. Die stinkigsten Gerichte, die ins Großraumbüro getragen werden, sind: Döner/Gyros mit Tzatziki, Fisch- und Zwiebelmettbrötchen, reife Bananen und Nudeln mit Parmesan.
Lösung: Es gäbe ja die Möglichkeit das Eingekaufte/Mitgebrachte abseits zu sich zu nehmen, aber nein, am Arbeitsplatz in Gemeinschaft ist es gemütlicher!
Herausforderung 4: Müffelnde oder „zu gut“ duftende Kolleg*innen („Bürogemeinschaft, Mitarbeitende“
…).
Lösung: Seinen speziellen Körpergeruch hat jeder Mensch. Die Riechzellen in unserer Nasenschleimhaut können 10 000 Düfte unterscheiden. Darunter sind etliche, die uns an unseren Zeitgenossen enorm stören. Das Empfinden über Geruch und Ästhetik sind zudem sehr unterschiedlich.
Wir prüfen zuerst: Riecht jemand nur ausnahmsweise etwas strenger oder halten die Ausdünstungen an? Bei letzterem sollte unverzüglich reagiert werden. Ein ehrliches Gespräch unter vier Augen ist die fairste Alternative. „Mir ist aufgefallen, dass du häufig einen strengen Körpergeruch hast.“ „Es ist Ihnen wahrscheinlich gar nicht aufgefallen, dass …“ Hilfestellung anbieten: „Wie kann ich Sie unterstützen …“ Wer scharf gewürzt, schwer und fett isst, transpiriert mehr.
Achtung – auch einige Krankheitsbilder, wie Stoffwechselstörungen, können unangenehme Körpergerüche hervorrufen. „Vielleicht sollten Sie mit einem Arzt sprechen.“
Eine Vereinbarung treffen: „Möchten Sie, dass ich Ihnen eine Rückmeldung geben, ob es sich verbessert hat?“
Grundsätzlich sollte solch ein Gespräch eine Führungsaufgabe sein, aber auch ältere Kolleg*innen oder Vertrauenspersonen können hier aktiv werden. Natürlich ist so ein Dialog unangenehm. Noch unangenehmer ist es, monatelang unter dem Geruch eines anderen Menschen zu leiden. Der Betroffene nimmt seinen Geruch selbst nicht wahr, wird jedoch oft ausgegrenzt, Kolleg*innen tuscheln und reißen die Fenster auf und zum Geburtstag steht ein Deo da. Daher hilft nur: Nase zu und durch!
Erfahrungsgemäß sind die meisten froh über die Rückmeldung und danken für den kollegialen Hinweis.
Gerüche abstellen – Praxistipps
Wer bei steigenden Temperaturen schnell ins Schwitzen kommt, weiß sich meist gut zu präparieren: Ein zweites Oberhemd wird eingepackt, das T-Shirt unter dem Hemd saugt einiges auf. Frauen bietet sich ein Oberteil zum Wechseln für den Notfall an. Cool-Wool-Stoffe eignen sich besser als Kunstfaser, na klar. Von dunkel-farbigen Hemden und Seidenkleidern ist abzuraten.
Das Deo in der (Hand-)Tasche ist ein wichtiger Begleiter, ebenso eine Packung feuchte Baumwolltücher, Salbei innen und außen angewendet, Achselpads einfach unauffällig in die Innenseite der Kleidung geklebt, Antitranspirant, z. B. 5-syNeo kann dauerhaft helfen.
Krankhaftes Schwitzen, „Hyperhidrose“ genannt, wird nur zu zehn Prozent durch Grunderkrankungen wie Diabetes, Adipositas oder Bluthochdruck verursacht. Vielmehr reagiert das vegetative Nervensystem unangemessen. Das trifft vor allem jüngere Menschen, ist meist sehr belastend und hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Es gibt heute schon gute Behandlungsmethoden bis hin zum Absaugen der Schweißdrüsen.
In manchen Situationen kann ein kleiner Schweißausbruch auch selbst angesprochen werden – zum Beispiel im Bewerbungsgespräch: „Ich bin ein bisschen aufgeregt.“ Interviewer wissen das auch. Oder in einem schrecklich warmen Raum: „Darf ich meine Jacke ausziehen …?“ Oder man hat sich abgehetzt, um einen Termin noch zu schaffen: „Nun bin ich doch richtig ins Schwitzen gekommen.“ Oft entkrampft diese Offenheit die Situation.
Eine nasale Katastrophe entsteht, wenn jemand auf Schweiß noch Parfüm gibt!
Küchengerüche und Rauch haften lange in Haar und Kleidung. Darum ist die Überlegung, wo zu Mittag gegessen wird, sinnvoll wenn anschließend zum Beispiel ein Kundenbesuch auf der Agenda steht.
Wer im Büro schon begrüßt wird, obwohl er/sie noch nicht sichtbar ist, hat möglicherweise ein klein bisschen zu viel Parfüm angelegt! Wer im Besitzt mehrere Lieblingsparfüms ist, wechselt hin und wieder das Parfum, so kann die Intensität des Dufts selbst wieder besser wahrgenommen werden.