Takt und Stil Logo

„Trauern heißt Lieben“

Welch wunderbarer Titel eines TV-Beitrags am Volkstrauertag.
Tod und Abschied ragen immer wieder in unser Leben hinein. Meistens sind wir nur Zuschauer und fragen uns, wie wir am besten mit der dramatischen Erfahrung der anderen umgehen sollen.
Stehen Sie Trauernden bei. Weichen Sie dem Leid anderer nicht aus, wenn Sie damit konfrontiert werden. Flüchten Sie nicht vor Menschen, die vom Tod eines Angehörigen betroffen sind. Wenn die Beerdigung vorbei ist, erwartet die Umwelt, dass der Trauernde wieder funktioniert. Ist das nicht so, erleben Hinterbliebene neben ihrem Verlust dann oft auch noch soziale Isolation. Und wir sagen hilflose Floskeln, wie: „Kopf hoch, es wird schon wieder werden“ „Wir sind ja noch da“ „Fahr doch erst mal in Urlaub“ „Ich weiß, wie Sie sich fühlen“. Ehrliche Anteilnahme kann auch bedeuten, dass man unter Umständen kaum Formulierungen findet: „Es fällt mir so schwer, passende Wörter zu finden“. Davor sollte man keine Scheu haben.

Eine Todesanzeige wird verfasst und zugestellt. In ihr ist entweder der engste Familienkreis aufgeführt oder auch der weiteste. Üblich ist es zudem, dass einer im Namen aller die Anzeige unterschreibt. Diese Vorgehensweise sollte unbedingt vorher abgesprochen werden, damit es keine Kränkungen gibt.

Zu beachten ist, dass vor den Namen des/der Verstorbenen nicht der Zusatz „Frau“ oder „Herr“ gesetzt wird.

Auch bei den Trauerformulierungen hat sich eine klare Sprache durchgesetzt: „Das Zeitliche gesegnet“, „von hinnen geschieden“ und „unsere liebe Heimgegangene“ sind unüblich geworden. Die Formel „in memoriam“ – „zum Andenken an“ gehört nur in die Jahres-Gedenk-Anzeige, die in katholischen Regionen üblich ist. Informieren Sie sich vorab, ob religiöse (interkulturelle) Glaubensaussagen angebracht sind.

Je nach Vertrautheitsgrad möchten Sie ganz spontan zum Hörer greifen und Ihr Beileid ausdrücken? Lieber nicht – ein gut gemeintes Telefonat wird oft als Belastung empfunden.
Auch Kondolenzbesuche sind nicht immer erwünscht. Vorherige Anmeldung gehört zum guten Ton. (Kondolenz: fran.: condoléances, lat.: cum dolere = Schmerzen empfinden.)
Antworten Sie prompt. Schreiben Sie umgehend einen persönlichen Brief, und zwar auf schlichtem weißem Papier oder eine Kuvert-Karte ohne Trauer-Vordruck – handschriftlich mit Füllfederhalter und schwarzer Tinte, falls jemand Ihre Schrift entziffern kann. Der schwarze Rand am Briefpapier wird nur vom Trauerhaus bei Todesanzeige und Danksagung verwendet. Das war im 18. Jahrhundert noch anders: Man benutzte zur schriftlichen Anteilnahme in den gehobenen Ständen schwarz umrandete Trauerbögen. Seit 1900 gibt es ein breites Angebot an Motivkarten (trauersprueche.org). Beileidsbekundungen werden sehr genau gelesen, darum unterschätzen Sie den Wert Ihres Briefs nicht.
Formulieren Sie ohne schmalziges Pathos was Sie mit dem Verstorbenen verbunden hat, erzählen Sie von gemeinsamen Erlebnissen und warum Sie ihn sehr geschätzt haben. Vermeiden Sie die abgegriffene Formulierung „Herzliches Beileid“. Kondolenzschreiben sind nicht dafür da, aus einem eventuell schlechten Gewissen heraus, großartige Versprechungen zu machen!

Versehen Sie Ihre Beileidspost mit einer ausgesuchten Briefmarke, benutzen Sie im Unternehmen keine Stempel- oder Frankiermaschine. Adressieren Sie den Brief nicht „An das Trauerhaus“ – schreiben Sie an „Familie …“ oder an „Frau/Herrn …“.

Stirbt ein Firmenangehöriger, schaltet die Personalabteilung eine Todesanzeige. In ihr müssen unbedingt persönliche Eigenschaften des Verstorbenen in ausreichendem Maß gewürdigt werden – die Wertschätzung durch das Unternehmen muss sichtbar sein. Der direkte Vorgesetzte und der Personalchef schreiben einen Beileidsbrief an die Hinterbliebenen. Dies ist keine Arbeit für Azubis!

Trauer 2.0. Manchmal muss man auch bei diesem Thema feststellen: die elektronischen Medien haben unser Kommunikationsverhalten rapide verändert. Hieß es bisher: Kondolenz ist per E-Mail, Fax und SMS absolut stillos, es sei denn, die Trauernden wohnen in weit entfernten Ländern, so geraten wir heutzutage in Situationen, die schnelles Handeln erfordern oder ganz neue Sichtweisen aufkommen lassen. Die Geschäftspartnerin sagt den Termin wegen Todesfalls in der Familie kurzfristig ab, jemand postet einen Nachruf auf Facebook oder richtet auf einem virtuellen Friedhof eine Seite für den Verstorbenen ein. (www.internetfriedhof.de). Kommunizieren wir auch bei Tod und Trauer auf unserem „Alltagskanal“? Ist das Medium dann nur Mittel zum Zweck? Unsere Umgangsformen gleichen sich an. Vielen geht das zu schnell.

Verhalten auf einer Beerdigung. Die nächste Herausforderung für die meisten ist die Beerdigung. Am liebsten würden sie sich drücken, aber das wäre für die Hinterbliebenen ein schmerzliches Zeichen mangelnder Treue und Wertschätzung. Wer die Beerdigung als das letzte Fest, das man mit dem Verstorbenen feiert, betrachtet, wird die Wünsche der Angehörigen dazu respektieren: Ein Kondolenzbuch liegt aus, bitte keine Trauerkleidung, bitte keine Beileidsbezeugungen am Grab, anstelle von Kränzen und Blumen wird um eine Spende an eine (karitative) Einrichtung gebeten …

Beauftragen Sie in Ihrem Unternehmen einen dem Toten nahestehenden Mitarbeiter und stellen Sie es Kolleg(innen) frei, an der Beisetzung teilzunehmen.

Wenn die Gelegenheit geboten wird, vor der Abschiedsfeier dem im offenen Sarg aufgebahrten Toten einen letzten Gruß zu senden, erweisen Sie mit einer Verbeugung ihre dankbare Reverenz. Das ist auch eine passende Geste vor dem geschlossenen Sarg in der Trauerhalle.
Wer nur den/die Verstorbene/n kannte, nicht jedoch die Verwandten, muss sich nach der Beisetzung nicht zwangsläufig in die Reihe zum persönlichen Händeschütteln einreihen. Der Augenblick schafft die Regel – manchmal muss/darf man flexibel reagieren. Man darf auch darauf verzichten, eine Schaufel Sand auf den Sarg zu werfen, wie es in der Gegend Sitte ist. Stattdessen verabschiedet man sich am offenen Grab mit einem kleinen Handstrauß aus wenigen Blumen.

Welche Kleidung ist bei einer Beisetzung angemessen? Die Hinterbliebenen tragen üblicherweise Schwarz. Gedeckte, angemessene Kleidung ohne schmückendes, buntes Beiwerk ist empfehlenswert für die übrigen Trauergäste; es sei denn, der ausdrückliche Wunsch des/der Verstorbenen wäre es gewesen, eine entspannte Stimmung zu schaffen. Manchmal werden Trauerschleifen angesteckt, um zu zeigen, in welcher Lage man ist. Frauen dürfen, anders als Männer, in der Kirche ihren Hut aufbehalten. Auch eine dunkel getönte Brille ist hier kein Fauxpas. Vergessen Sie nicht Ihr Handy auszuschalten!

Kondolenzgeschenke. Eine tröstliche Geste können Sachgeschenke sein wie Bücher, Blumen oder Kerzen. Über unaufdringliche Unterstützung bei den anfallenden Vorbereitungen rund um die Beerdigung und danach sind auch viele froh. Im Kollegenkreis kann zum Beispiel eine Unterschriftenkarte oder ein Leporello mit noch nicht bekannten Fotos von Firmenfesten etc. angefertigt werden.

In manchen Gegenden Deutschlands ist es Brauch, seinem Kondolenzschreiben Geld beizulegen – sei es für den Blumenschmuck oder als Beitrag für die anstehenden Kosten. Die Höhe des Betrags richtet sich nach Ihrer finanziellen Situation.

„Trauer ist Schwerstarbeit“, sagt Sigmund Freud. Susanne Helbach-Grosser (2017)