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Sommer in der Stadt

Mit Stil glänzen und Fettnäpfchen elegant umrunden.

In unserer modernen und toleranten Gesellschaft ist vieles „erlaubt“, was noch vor einigen Jahrzehnten undenkbar gewesen wäre. Aber nicht übertreiben: Mit Stil kann man auch im Sommer überall eine gute Figur machen.

„No shoes, no shirt, no service“! Der allzu freizügige Schönwetter-Look animiert Kellner*innen nicht nur in fernen Ländern (zum Beispiel in Australien) zum „Weggucken“. Auch hierzulande ist ab einer bestimmten Kategorie Zurückhaltung angesagt, selbst wenn die Sonne noch so heiß scheint.

Öffentlich essen und rauchen

Zu den beliebtesten Sommerfreuden gehört es, ein erfrischendes Eis zu schlecken. Am Stiel oder aus der Waffel. Aber Vorsicht: Es wirkt leicht vulgär, wenn im Beisein anderer die Zunge weit rausgestreckt und geleckt wird. Es geht auch anmutiger – beim Waffeleis mit einem Löffelchen. Und: Mit einem „angefangenen“ Eis betritt man kein Restaurant. Die Schuhe unterm Tisch bleiben auch bei größter Hitze an!

In der Mittagspause rauchend und essend durch die Straßen, über Plätze bummeln? Die Freiheit kann ja so schön grenzenlos sein. Sollte aber in diesen Fällen nicht wörtlich genommen werden. Eine Frau raucht nicht auf der Straße – das ist weiterhin verpönt. Ebenso das Essen und Trinken in der Menge. Der Stehtisch vor einem Imbiss ist für den Genuss von Kleinigkeiten, die als „to go“ gekauft wurden, der richtige Platz. Was man „zum Mitnehmen“ ersteht, muss ja nicht zwingend auf dem Weg gegessen werden.

Venedig unternahm 2007 den erneuten Versuch, ihren Touristen bessere Manieren beizubringen. Wie ein Mülleimer sieht die Stadt aus, schimpften die Venezianer. Das Liegen auf Plätzen wurde verboten, auch das Essen auf der Straße. Rund um den Markusplatz sah man neue Verbotschilder, die auch Herumlaufen mit nacktem Oberkörper untersagten. „Denken Sie daran, dass der Markusplatz ein Museum unter freiem Himmel ist!“, mahnte der „Knigge alla veneziana“ in seinem Verhaltenskodex – jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. Der Tourist war angesichts so viel Selbstverständlichkeit frustriert!

Und hiermit mache ich mich bestimmt unbeliebt: Wenn Sie Ihren Latte macchiato genießen, denken Sie an die italienische Ästhetik, die hinter dem Schichtenkaffee steht: Man macht die Schichten nicht kaputt – das ist eine Sache des Prinzips. Ganz „Italien-like“ bestellen Sie sich einen Trinkhalm dazu. Grundsätzlich isst man kein Getränk und trinkt kein Gericht. Vielleicht können Sie mit diesem Hintergrund auch der Versuchung widerstehen, den Cappuccino-Schaum zu löffeln. Susanne Helbach-Grosser (2014)