„Meine Banklehre und verschiedene Zusatzqualifikationen habe ich erfolgreich abgeschlossen und fange bald in einer Filiale in einer anderen Stadt an. Soll ich am ersten Arbeitstag gleich einige Flaschen Sekt zum Einstand mitnehmen?“
Die Frage des jungen Mannes ist mit einem klaren NEIN zu beantworten.
Den eigenen Einstand (sowie auch den Ausstand) zu zelebrieren hängt von verschiedenen Faktoren ab. Als Neuer oder Neue im Job werden Sie genau beäugt. Unabhängig von Ihrer Stellung sind sie erst einmal ein/e Außenseiter/in, der/die sich zu bewähren hat. Höfliches, interessiertes, zunächst zurückhaltendes Verhalten erleichtert Ihnen den Einstieg.
Gehen Sie nicht zu forsch an die Arbeit, schwärmen Sie nicht von Ihrer früheren Firma (machen Sie sie auch nicht schlecht) und üben Sie keine Kritik. Fragen Sie und lernen Sie. Unterhalten Sie sich in den Pausen und beim Essen mit ihren neuen Kollegen, damit Sie sie als Mensch einschätzen können. Vorschnelle Bündnisse sollten Sie nicht schließen. Intimitäten sind tabu.
Fühlen Sie sich angenommen, können Sie nach etwa vier Wochen – auf Drängen früher – ihren Einstand geben. Laden Sie zu einem kleinen Imbiss mit Getränken in der Mittagspause oder kurz vor Feierabend ein. Fragen Sie, was Usus ist: Kaffee und Kuchen? Welche Getränke? Selbstgemachtes wie eine Quiche oder ein Apfelkuchen zeigt, dass der Einstand für Sie keine Routineangelegenheit, sondern eine Herzenssache ist. Muss aber nicht sein, wenn Ihre Koch- oder Backtalente nicht ausreichen.
Wie und wen sollten Sie einladen? Beim Einstand können Sie auf Förmlichkeiten verzichten. Allerdings sollten Sie ihn, auch Termin und Dauer, mit Ihrem Vorgesetzten absprechen. Er wird natürlich ebenfalls eingeladen. Der sympathischste Weg ist, Ihre potenziellen Gäste persönlich zu bitten, an Ihrem Einstand teilzunehmen. Dies per Mail zu tun wäre nicht sehr stilvoll. Üblicherweise werden zum Einstand alle Mitglieder einer Abteilung eingeladen – auch diejenigen, die Sie nicht leiden können.
Es wird nicht der erste Einstand sein, der in Ihrer Firma gefeiert wird. Erkundigen Sie sich, wo solche Zusammenkünfte in der Regel stattfinden – im eigenen Büro, im Besprechungsraum oder in der Kantine. Fragen Sie, ob Alkohol erwünscht ist oder nicht. Und räumen Sie hinterher wieder alles säuberlich weg.
Hier ein Beispiel für eine kurze Einstandsrede, wenn sich der größte Teil der Gäste eingefunden hat:
„Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, ein Einstand wie dieser läutet immer einen wichtigen Lebensabschnitt ein. Ich bin zwar noch neu im Unternehmen, aber ich sehe jetzt schon, dass es mir hier gefallen wird und ich meine Fähigkeiten nützlich einbringen kann. Dank Ihrer Unterstützung konnte ich mich schnell einarbeiten und ich fühle mich in diesem Kollegenkreis sehr wohl. Natürlich gibt es für mich noch viel zu lernen und ich bin gespannt, wie es weitergeht. Auf jeden Fall freue ich mich auf die weitere Zusammenarbeit mit Ihnen und jetzt auf ein gemütliches Beisammensein mit Speis und Trank. Bitte bedienen Sie sich am Buffet.“
Wenn Sie ein Unternehmen verlassen kann der Ausstand in ähnlicher Form stattfinden. Es könnte allerdings melancholisch werden. Verabschieden Sie sich würdig von Ihren bisherigen Mitstreitern. Wünschen Sie ihnen alles Gute und danken Sie für die interessante Zeit, die Sie mit ihnen verlebt haben. Andere sollten Schwermut verspüren, wenn Sie gehen.
Beispiel für eine kurze Abschiedsrede:
„Liebe Kollegen, liebe Kolleginnen, jetzt überfällt mich doch ein bisschen Wehmut bei dem Gedanken, mich von Ihnen verabschieden zu müssen. Wir haben so viele Stunden gemeinsam verbracht, dass Sie für mich so etwas wie eine zweite Familie geworden sind. Doch Abschiedstränen sind nicht angebracht, denn auf alle von uns warten neue Herausforderungen, die unsere ganze Kraft benötigen. Lieber freue ich mich, dass ich mit Ihnen eine interessante Zeit verleben durfte und wir sicher in Verbindung bleiben können. Ich werde mich immer gern an Sie erinnern und danke Ihnen herzlich für Ihre Unterstützung in all den Jahren. Für Ihre Zukunft wünsche ich Ihnen ganz viel Glück und Erfolg. Aber nun wollen wir das Feiern nicht vergessen und uns zum Abschluss noch einmal gemütlich unterhalten. Bitte bedienen Sie sich an dem kleinen Buffet, sofern es noch nicht geschehen ist. Alles, alles Gute für Sie!“ Susanne Helbach-Grosser (2015)