Takt und Stil Logo

Chaos im Büro! Knigge räumt auf

Der Profi-Aufräumer hält auch den letzten Winkel des Unternehmens digital fest, um anschließend die Belegschaft anhand der erdrückenden Beweise zu schulen. Zur Ordnung. Weil der Mensch erst durch diese wahre spirituelle Größe erlangen kann, wie Aufräumpapst Werner Tikki Küstenmacher im Fernsehen erklärt.

Chaos im Büro?

Ich schaue mir nach der Sendung meine eigenen vier Arbeitswände an. Aufgeräumt und ordentlich sind sicherlich unscharfe Begriffe. Ich finde mich wie viele andere gut organisiert, weil ich in Vorgängen denken kann. Karin Steffen-Maurer, Spezialistin für Büroorganisation, bestätigt: „Wenn ich aufgrund des Status, in dem sich der Vorgang befindet, Rückschlüsse auf den Aufenthaltsort von Unterlagen ziehen kann, dann sind mein Schreibtisch – und ich – gut organisiert.“ Aha.

Der Schreibtisch kann sogar über Karrierechancen entscheiden, meinen Psychologen. In einer Studie des britischen Wissenschaftlers Cary Cooper im Auftrag des Computerzubehör-Unternehmens Logitech gaben 70 Prozent der befragten Manager an, dass sie Mitarbeiter mit einem ordentlichen Schreibtisch bevorzugen. Bei „Volltischlern“ wittern manche Vorgesetzte Disziplinlosigkeit und Unordnung, bei „Leertischlern“ zu wenig Aufgaben und Faulheit.

Es gibt viele Gründe, warum sich auf einigen Schreibtischen Arbeitsunterlagen stapeln:
Zeitdruck; volle Konzentration auf mehrere zu bearbeitende Projekte; die Furcht, wichtige Arbeiten aus den Augen zu verlieren; Sammelwut; fehlende Schubladen und Ordnungssysteme; Gleichgültigkeit gegenüber der Ästhetik der eigenen Umgebung. Manche räumen auch erst auf, wenn ein wichtiges Terminprojekt abgeschlossen ist, um sich nicht abzulenken.

Vor allem bei Kundenverkehr repräsentiert ein Arbeitsplatz zugleich auch das Unternehmen. Wird die Optik vernachlässigt, ziehen die Besucher entsprechende Rückschlüsse. Darum schauen wir also öfter mit „fremden“ Augen auf unser Schreibtisch-Ambiente und werden aktiv:

  1. Aktenstapel: Allein das laufende Projekt kommt auf den Schreibtisch.
  2. Billige Werbegeschenke? Nur zu Hause benutzen.
  3. Urlaubskarte erhalten? Nicht irgendwo anheften, sondern in die Schublade.
  4. Überall Klebezettel? Im Aufgabenbuch ablegen.
  5. Verwelkte Blumen und sonstige Pflanzen: Gleich entsorgen.
  6. Grünzeug vernachlässigt? Schnell wässern und düngen.
  7. Dicke Luft im Büro? Öfter lüften
  8. Die Computer-Tastatur erreicht einen bedenklichen Nährwert? Reinigen lassen.
  9. Eingetrocknete Kaffeetasse? Ab in die Küche.
  10. Getränkeflasche auf dem Tisch? Blickfern darunter stellen.
  11. Zugemüllte Schubladen? Alles raus und pingelig sortieren.

Und nach dem Jahresurlaub – weil wir da besonders großzügig sind – wird beherzt weiter ausgemistet. Es funktioniert. Wir haben es ausprobiert. Susanne Helbach-Grosser (2014)