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Gute Nachbarn sind ein echter Schatz!

Eine schon etwas betagte Studie aus dem Jahr 2007 belegt, dass die Beziehungen der Deutschen zum Nachbarn überraschend intakt sind. Daran wird sich bis heute sicherlich nicht viel geändert haben. Auf der anderen Seite leben etliche TV-Nachmittagsformate von den Horrorgeschichten streitsüchtiger Nachbarn, weil der Frosch im Teich quakt oder im Herbst eine Handvoll Laub nicht entsorgt wurde.

Darauf können Sie wetten: Pünktlich zur Eröffnung der Grillsaison wird in den Medien jedes Jahr ein Katalog an DOs und DON’Ts für das Open Air-Miteinander veröffentlicht, damit auch jeder weiß, ob er den Kinderspielturm des Nachbarn tolerieren muss und wie breit die Lingusterhecke sein darf.

Gute Nachbarn sind viel wert.

Wer schon einmal privat – aber auch in ein anderes Büro – umgezogen ist, weiß: Neue Geräusche, andere Gewohnheiten fremder Menschen sind zu verkraften. Egal, wie viel Raum man um sich zur Verfügung hat, es gibt immer eine Eingewöhnungs-Phase und Grenzen müssen eventuell abgesteckt werden.

Feste Empfehlungen für den Umgang mit neuen Nachbarn gibt es heute nicht mehr. Viele Menschen denken: „Kümmere du dich nur um deine eigenen Angelegenheiten – ich tue das auch.“

Höflich ist es, wenn man sich als Neuzugezogener bekannt macht – in Einfamilienhäusern erst mal rechts und links, im Mehrfamilienhaus auf der gleichen Etage gegenüber sowie darüber und darunter. Meistens geht das unproblematisch auch im Treppenhaus oder vor der Tür. Natürlich kann man auch an Nachbars Tür klingeln: „Wir sind neben (unter, über …) Ihnen eingezogen. Ich bin Kati Mustermann. Leider werden wir in den nächsten Tagen noch ein wenig Krach machen müssen, bis alles an seinem Platz ist.“ Oder: “Haben Sie Lust, morgen auf einen Kaffee zu uns rüber zu kommen?“

Denn spätestens wenn der erste Urlaub ansteht und der Briefkasten geleert, die Katze gefüttert oder Pflanzen gegossen werden wollen, kann ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn sehr nützlich sein. Aber so berechnend muss man gar nicht denken. Wer sich gelegentlich um die Anwohner kümmert, hält sich auch für andere offen.

Auch der Auszug aus einer gewohnten Umgebung ist geräuschintensiv aber bestimmt leichter „verhandelbar“ mit den ja schon bekannten Nachbarn. Vom Hinweis im Treppenhaus: „Wir ziehen am kommenden Wochenende um. Bitte entschuldigen Sie, wenn es etwas lauter wird“ bis hin zum letzten Glas mit den Lieblingsnachbarn oder einer zünftigen Abschiedsfête ist ja alles machbar.

Wenn es dem Nachbarn nicht gefällt …

Gibt es eine generelle Strategie mit Nörglern auszukommen? Je nachdem, was für ein Kommunikationstyp man selbst ist, kann man

  1. seinen unwiderstehlichen Charme einsetzen: „Wir bekommen morgen schon ganz früh Handwerker, ich weiß, das wird Sie nicht begeistern.“ Lächeln, lächeln … „Haben Sie Lust auf ein Entschädigungs-Bier am Abend bei uns?“
  2. Alles an sich abperlen lassen (Teflon-Strategie) und dass Gebruddel nicht allzu ernst nehmen.
  3. Tacheles reden und gemeinsam eine Lösung für das Problem suchen. Der unzufriedene Nachbar muss Farbe bekennen und kann mal alles loswerden.

Nichts zieht mehr Energien ab als permanenter Kleinkrieg in der Nachbarschaft – darum auf allseits gute Nachbarschaft! Susanne Helbach-Grosser (2009)