Heute geht es um ein „anrüchiges“ Thema mit den Namen: Toilette, Klo, WC, Lokus, Abort, restroom, lavatory, cabinet, Pissoir, Urinal, Latrine. Dazu kommen etliche antiquierte sowie vulgäre Begriffe, deren Nennung hier „ein Griff ins Klo“ wäre.
Seiten füllend und sehr spannend ist alleine schon die Karriere der Bedürfnisanstalt. Schotten, Sumerer und Inder bedienten sich vor 5000 – 3000 Jahren eines Sitz-Klosetts. Auch Hockvorrichtungen waren einst auf der Welt modern, der königliche Thron mit Loch, Donnerbalken zum Sammelsitzen und die Pinkelrinne mit automatisierter Einspeisung von Eiswürfeln gegen den Gestank an heißen Orten. Heutzutage fragen wir uns, was die Klokultur nach dem Unisex-Urinal und den verspielten Hightechgeräten mit Kicker-Set und TV in Augenhöhe wohl noch hervorbringt.
Uns geht es jedoch hauptsächlich um Verhaltensformen auf dem Örtchen.
„Ich gehe auf (die) Toilette“ – das die wird gerne weggelassen, was unkorrekt ist – und ankündigen muss man seinen Besuch dort auch nicht.
In Gesellschaft langt ein: „Bitte entschuldigen Sie mich kurz.“ Was auch den Vorteil hat – etwa bei einem noblen Essen – dass sich der Tischherr der Dame noch galant erheben kann anstatt ihr verdutzt nachzublicken, wenn sie abrupt den Tisch verlässt.
„Ich bin dann mal auf 17“ kündigt die Verkäuferin ihrer Kollegin vor Kunden das eigene Verschwinden an. Und wir schmunzeln.
Wartet die Sekretärin vor der Toilette auf den Besucher, falls der sich vor dem Meeting noch rasch frisch machen möchte? Ist jemand fremd im Unternehmen muss er weiterhin geführt werden und die Frage erübrigt sich.
Vielen Frauen ist der Gedanke unangenehm, jemand könnte Geräusche ihrer Körperfunktion bei der Toilettenbenutzung von ihnen hören. Für Japanerinnen wurde schon vor 30 Jahren die „Geräuschprinzessin“ erfunden – ein Gerät, das das Geräusch der Wasserspülung imitiert und beliebig oft betätigt werden kann.
Diese kleine Aufmerksamkeit kommt auch bei uns in engen Toiletten mit kleinen Waschräumen gut an: Ist „frau“ schon beim Händewaschen während die andere noch „sitzt“, einfach das Wasser ein wenig länger laufen lassen.
Überhaupt, die netten kleinen Gesten, die ja eigentlich Standard sein sollten. An den Nachnutzer denken!
Wer das letzte Papier verbraucht, kann (im Unternehmen) eine neue Rolle einhängen.
Sind noch Spuren der Hinterlassenschaften zu sehen? Man darf ausdrücklich die Klobürste zum Einsatz bringen!
Niemand schaut gerne in die Tiefe, darum sollte der Toilettendeckel nach Gebrauch geschlossen werden (nach chinesischer Ansicht bleibt so auch das Geld im Haus).
Obwohl – aus der hygienischen Ecke heraus betrachtet, sollte das Anfassen des öffentlichen Toilettendeckels ja eher unterbleiben.
Sehr angenehm, dass sich High-Tech-Toiletten (vor allem Washlets im Ausland) automatisch schließen oder durch ganz leichtes Antippen den Deckel senken.
Weitere Anstöße, garantiert nicht anstößig:
Männer berichten hin und wieder von ernsthaften Herausforderungen. Da betritt der Chef/ein Kunde die Toilette und will mit IHM am Urinal ein Schwätzchen halten. Und – oh Schreck – womöglich noch mit Handschlag! Den darf man dann ausnahmsweise ignorieren – aber ohne einen erklärenden Satz kommt „mann“ aus dieser Nummer nicht heraus.
Nach einer aktuellen Umfrage meines Netzwerkes Etikette Trainer International finden 98% der Befragten eine Begrüßung per Handschlag auf der Toilette unangemessen – ein kurzes Kopfnicken sei ausreichend.
Auf der anderen Seite wird Business im schicken Vorraum von Toiletten gemacht – manch guter Kontakt ist dort schon entstanden. Das ist indes nichts Neues – erfuhr man doch schon im alten vornehmen Rom bei „gemeinsamen Sitzungen“ alles was Vorteile bringen konnte. Sozusagen auf dem „Latrinenweg“.
Mit großer Sicherheit kennen Sie diese etwas unangenehmen Situationen, die unter Umständen peinlich sein kann. Das in Ruhe abgewickelte Geschäft hinterlässt einen unangenehmen Geruch. Den Streichholztrick kennt jeder, er ist auch sehr „verräterisch“. Inkognito kann das Örtchen verlassen, wer sich auf PooPourri verläßt – ein Spray, das alles im Spülwasser 100-pro neutralisiert.
Und was tut man besser im Vorraum des WCs und lieber nicht da draußen in Gesellschaft? Mit dem Zahnstocher hantieren, Insulin spritzen, Make-up erneuern, Lippenstift auftragen … Susanne Helbach-Grosser (2017)