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Gruß-Verabredungen bei militärischen Rängen

Die starren Grußregeln von früher sind heutzutage dem situativen Kontext gewichen.

Doch Vorsicht: Bei etlichen Gelegenheiten tritt das alte Rangordnungsschema wieder in Kraft. Generell ist die förmliche Anrede ein wichtiges Mittel, Menschen Respekt zu erweisen. Über die Sprache wird der soziale Kontakt hergestellt. Eine angemessene Anrede gibt auch Aufschluss über den Anredenden. Er und sie zeigt so, dass gesellschaftliche Normen beherrscht und respektiert werden.

Die elementare Grammatik der Begegnung will gelernt sein.

Im Tagesgeschäft fallen den meisten Menschen die unterschiedlichen Anredeformen nicht schwer. Sobald jedoch militärische Ränge ins Spiel kommen, sind viele verunsichert. Wie erkenne ich den Dienstgrad der zu begrüßenden Person? Muss ich ihn überhaupt nennen? Oder sind militärische Namenszusätze für Zivilisten weitgehend nebensächlich? Und wie spreche ich weibliche Personen in Heer, Marine und Luftwaffe an?

Im Arbeitsleben ist es heutzutage ein Fauxpas, eine Amtsbezeichnung nicht in der femininen Form zu benutzen („Frau Bundeskanzlerin“, „Frau Ministerin“, „Frau Bürgermeisterin“ usw.). Anders beim Militär. Hier bleiben die Dienstgrade männlich („Frau Hauptmann“, „Frau Admiral“, „Frau Oberst“ usw.). Auch die medizinische Mannschaft wird – wie hier zum Beispiel im Generalsrang – stets mit „Herr/Frau Generalarzt“, „Herr/Frau Admiralarzt“ angesprochen.

Innerhalb und außerhalb der Bundeswehr wird der Anrede für Soldaten ein „Herr“ beziehungsweise „Frau“ vorangestellt, mit oder ohne Nennung des Dienstgrades. Generell kann der Familienname zugefügt werden, muss aber nicht.

Eine Ausnahme gibt es für weibliche, zivile Angestellte der Bundeswehr. Hier richtet sich die Anrede nach den gesellschaftlichen Gepflogenheiten (z. B. Militärbischöfin).

Die (nicht sehr populäre) Unterscheidung der Dienstgrade zwischen Frau und Mann in der Bundeswehr ist lediglich bei Beschriftungen von Unterkünften in Form eines angehängten „(w)“ vorgesehen.

Bald eine „Generälin“?

Mit einem neuen Mentorenprogramm will Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bei der Bundeswehr mehr Frauen in Führungspositionen bringen. Dazu sagte die CDU-Politikerin: „Wenn ich nie eine Frau Generälin sehe, kann ich mir eben schlecht vorstellen, welche junge Frau in diese Position hineinwachsen wird.“ Also scheint sich nun doch etwas in Bezug auf die weibliche Anrede-Form zu tun. Übrigens leisteten 2016 19.775 Frauen ihren Dienst als Soldatinnen in der Bundeswehr.

Dienstgrade ordnen die Soldaten in die Rangordnung der Bundeswehr ein. Dies geschieht auf Grundlage des Soldatengesetzes durch den Bundespräsidenten. Es gibt 24 Dienstgrade und 85 Dienstgradbezeichnungen. Die Dienstgrade erstrecken sich von Generale bis Mannschaften.

Kaum eine Zivilperson vermag anhand der Schulterstücke und anderer Abzeichen bei Heer, Luftwaffe und Marine die richtige Anrede finden. (Dienstgradschlaufen auf der Schulter mit Sternen oder Streifen und Kranz aus Eichenlaub in gold = ganz hohes Tier!)
https://www.simsso.de/?type=bundeswehr/dienstgrade/lernen

Wird man jedoch mit einer Person bekannt gemacht, die sich noch nicht im Ruhestand befindet („Dies ist Major Maier“), kann die Anrede mit Dienstgrad angewandt werden. Wobei ein „Guten Tag, Herr Maier“ als korrekt angesehen wird – basiert doch das Grundgesetz der BRD auf Gleichheit, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Und seit etlichen Jahrzehnten wissen wir ja: „Der Soldat ist ein Bürger in Uniform.“ Susanne Helbach-Grosser (2017)