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Business mit Griechen

Griechenland ist aus dem derzeitigen Tagesgeschehen nicht wegzudenken. Die aktuelle Situation fordert geradezu einen (Rück-)Blick auf die Bewohner am Mittelmeer heraus. Falls Sie hellenische Gesprächspartner bei Businesskontakten erlebt haben, wissen Sie, dass der Grieche in jede Verhandlung mit dem Vorsatz geht, zu gewinnen!

Dabei sind Griechen jedoch wachsame, großzügige und ehrliche Individualisten. Wir Deutsche kommen da mit unserer mitunter zwanghaften Hektik nicht so gut an.

Die griechische Geschäftskommunikation ist sehr gefühlsbetont und dramatisch. Langer Augenkontakt ist üblich, wegschauen gilt als Unhöflichkeit. Leider beschränkt sich das gespannte Verhältnis der Hellenen zu Zeit und Terminen nicht nur auf die Privatsphäre, sondern betrifft wirklich jeden denkbaren Bereich. Folglich kann nur empfohlen werden, bei jeder Planung immer möglichst viel Luft einzukalkulieren.

Griechische Freundlichkeit – egal ob im Business oder im Urlaub erlebt – drückt sich auch durch einen geringeren Körperabstand aus. Als Nordeuropäer sollte man da nicht erschreckt zurückweichen! Sagt der Grieche Nein, dann zuckt er mit dem Kopf zurück – das wird gerne als ein Ja interpretiert. Um die Verwirrung perfekt zu machen, heißt „Ja“ auf Griechisch „Ne“.

Vor Ort in diesem von der Sonne verwöhnten Land machen uns aber die höflichen Begrüßungsformen kaliméra und kalispéra keine große Mühe, der in jungen Jahren erstandene Flokati-Teppich und die große lederne Umhängetasche haben längst ihren Zweck erfüllt und neuerdings zeigt die Waage, dass eine konsequente Kreta-Diät funktioniert. Gewöhnungsbedürftig finde ich persönlich das absolute Durchbraten der Speisen – zumindest in touristischen Gegenden und geharzte Landweine (Retsina). Das griechische Bier geht in seiner Tradition angeblich auf den ersten aus Bayern stammenden griechischen König Otto zurück.

Werfen wir noch einen Blick auf den Stil im antiken Griechenland, der Wiege der Demokratie.

Die Essen und Zusammenkünfte der Männer waren geprägt von Umgangsformen und Etikette. Das Symposium (philosophische Unterhaltung/Konferenz) oder die wortreichen, gelehrten Diskussionen, die man Table Talk nannte, begannen mit dem Trankopfer für die Götter (Wein, unverdünnt), dazu sang man Lieder zu ihren Ehren. Es gab kleine Symposien im privaten Bereich und große im öffentlichen Rahmen. Ein Symposium fand im Freundeskreis meist im Anschluss an ein Abendessen und im Speisezimmer statt. Ehrbare Frauen waren natürlich nicht zugelassen. Hetären unterhielten die Männer mit Tanz, Flötenspiel und akrobatischen Darbietungen.

Die Gäste schmückten sich mit Blumengirlanden und waren parfümiert. Während früh am Abend häufig über Politik und Philosophie gesprochen wurde, ging man später zu Witzen, Rätseln und Geschichten über. Griechische Schüler/Studenten betrachteten diese „Event“ als eine Möglichkeit, um mit Erlerntem zu brillieren.

Nachdem gut debattiert und viel getrunken worden war, schliefen die Gäste manchmal ermattet auf ihren bequemen Liegen ein. Aufräumen mussten andere – Frauen und Sklaven. Susanne Helbach-Grosser (2011)