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Regenschirm mit Stil – Knigge beschirmt elegant

Kann ein x-beliebiger Schirm unser gepflegtes Business-Outfit beeinträchtigen? Ja, kann er. Regenschirme werden zu oft als Stiefkinder des Stils behandelt. Mit einem Schirm, der sofort seine Speichen sträubt, spart man an der falschen Stelle.

Schnappt man sich nach dem Blick in den Himmel rasch einen aus dem häuslichen Schirmständer oder nimmt den, der gerade im Auto liegt, passt er meistens nicht zum sorgsam gewählten Dress – er zeigt lustige bunte Motive in dominierenden Gelbtönen, einen breiten Werbeaufdruck oder ganz einfach die falsche Farbe.

Für einen soliden Herren-Regenschirm können Sie locker 600 EUR hinblättern (z. B. bei Swaine Adeney Brigg in London) mit einem Griff aus Malacca-Rohr oder handgenähtem Kalbsleder, eingelegten Silberarbeiten und Ihren Initialen. Ach, lassen wir das …
Auch bei einem weniger kostspieligen „umbrella“ lässt sein satter Klang beim Aufspannen Qualität erkennen. Ob Taschen- oder Stockschirm, mit oder ohne Automatik, ab einer gewissen Windbelastung sollte er flexibel sein oder gegebenenfalls umschlagen. Ein hochwertiger Regenschirm schlägt wieder zurück und nimmt seine ursprüngliche Form erneut an.
Auch ein Damenschirm kann ein klassischer Herrenschirm sein, nur etwas kleiner. Praktisch ist ein Knirps, eleganter nicht.

Eine schmeichelhafte Farbe wählen.

Der Reflektionsgrad der Schirmfarbe sollte nicht unterschätzt werden. Achtung vor schwarzen, knallblauen, grünen (!) und türkisfarbenen Regenschirmen! Darunter sehen Sie garantiert ziemlich krank aus.

Sanfte und helle (rötliche) Töne machen einen schönen Teint. Durchsichtig geht immer. Ein pinkfarbener Schirm wird in einem männlich dominierten Business-Umfeld zwar nicht so leicht geklaut, aber entscheidet sich frau wirklich für diese Farbe? Lebensfreude braucht er nicht zu spenden – die haben wir doch selbst genug. Nun ist ein Schirm für traditionsbewusste Männer eher ein schwarzes Modell oder eins mit einer dunklen Bespannung – das kann und will ich hier nicht wegreden.

Eingerollt hängen Sie den Schirm mit gebogenem Griff beim Gehen am besten über Ihren angewinkelten Unterarm. Ich entscheide mich immer für die linke Seite – Handtasche und Schirm gemeinsam, dann bleibt meine rechte Hand frei.

Früher beschirmten Herren Damen.

Heutzutage darf ER natürlich auch noch den Schirm halten. Überlasse ich ihn jedoch ganz generell einer Begleitperson, so wird sie ihn stets so halten, wie es für sie am bequemsten ist. Das heißt für mich unter Umständen, dass mein Styling leidet oder dass ich nass werde. Mein Selbsterhaltungstrieb ist größer als die ganze Galanterie – ich trage den Schirm sehr gerne selbst.

Manch ein lang gewachsener Mensch hat schon den unbekümmerten Umgang kleinerer Menschen mit dem Schirm beklagt – wenn dessen Spitzen ihn im Gesicht trafen.

Ist man zu zweit und hat nur einen Schirm, muss man nah zusammenrücken, um nicht nass zu werden. Das kann bei einem bis dato fremden Menschen zu Irritationen führen. Am besten fragt man: „Darf ich mich bei Ihnen einhaken?“ Oder bietet Einhaken bei sich selbst an.

Es gehört zu unseren Gastgeberpflichten, auf Schirmständer aufmerksam zu machen oder zu fragen: „Vertrauen Sie mir Ihren Schirm (und Mantel) an?“

Wie wird ein Schirm gepflegt?

Er sollte immer offen – jedoch nicht aufgespannt – trocknen. So leiert er nicht aus. Einen geöffneten Schirm sollte man nie mit Wucht hin- und her drehen, um Wassertropfen abzuschütteln. Mit etwas Haarspray eingesprüht wird er nicht so leicht porös. Susanne Helbach-Grosser (2015)