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Oh Himmel, der Chef kommt zum Essen!

Es war eine nette Geste vom Chef, den Mitarbeiter (oder die Mitarbeiter) zu sich nach Hause zum Essen einzuladen. Der Abend verlief angenehm, der Gast glänzte mit guten Manieren und parlierte brillant. Doch jetzt: großes Kopfzerbrechen! Höflicherweise muss nach angemessener Zeit eine Gegeneinladung in die eigenen vier Wände erfolgen. Was tun?

Nach einem Monat sprechen Sie Ihre Revanche ebenfalls mündlich aus und bitten Ihren Chef samt Ehefrau (Ihre Chefin samt Lebenspartner) zu einem Abendessen in vier Wochen. Die Zusage kommt umgehend und erfreut, die Vorbereitungen beginnen. Aber: Vier Gänge servieren, ohne ständig zwischen Küche und Tafel hin und her zu eilen und die Gäste zu vernachlässigen – geht das? Ja, mit der richtigen Planung!

Um nicht lange in der Küche zu stehen, wenn die Gäste schon da sind, entscheiden Sie sich für ein Menü, bei dem Sie fast alles vorbereiten und gegebenenfalls warm stellen können. So müssen Sie Ihre Gäste nur für ein paar Minuten allein lassen. Je nach Jahreszeit, räumlichen Möglichkeiten und Gästezahl laden Sie auch zu einem lockeren Barbecue ein oder entscheiden sich für eine Kombination von Buffet und serviertem Essen.

Was ist sonst noch zu beachten:

  • Die erste Frage ist stets: Welche Mittel habe ich? Falls Sie die Einladung in fremde Profihände legen können/wollen, engagieren Sie einen Mietkoch. Was merkwürdig (protzig) anmuten könnte, wenn Sie selbst den Abend bei Ihrem Vorgesetzten in eher ungezwungener kulinarischer Runde verbrachten.
  • Also besser, den Aufwand nicht übertreiben, weder zeitlich noch finanziell.
  • Anfahrtsskizze überreichen. Auf mögliche Parkplatzprobleme aufmerksam machen und Alternativen vorschlagen.
  • Für den Aperitif eine halbe Stunde einplanen, für das Essen eine gute Stunde, für Kaffee, Digestif, Absacker ein halbe bis eine Stunde.
  • Bestandsaufnahme machen: Reichen Geschirr und Gläser? Vorlegebesteck nicht vergessen! Moderne Gastgeber halten sich an die gastronomischen Regeln und sehen für jeden Gang extra Geschirr und Besteck vor. Notfalls Fehlendes bei Bekannten leihen oder beim Caterer mieten.
  • Lädt ein Paar ein, ist ER der „Mundschenk“, SIE die „Hüterin“ der Speisen.
  • Lichtverhältnisse, Temperatur, Musik, passend zu Anlass und Gästen prüfen.
  • Den Esstisch am Morgen oder am Vorabend eindecken.
  • Tischdeko muss nicht aufwändig und teuer sein. Mit etwas Phantasie sind wunderschöne Thementische zu gestalten: Jahreszeit (Frühling, Fasching …), Land (Japan, Griechenland …). Die Dekoration niedrig halten, damit sich alle gut sehen können.
  • Kerzen sorgen für eine feierlich-gemütliche Atmosphäre.
  • Alles Weitere in Reichweite platzieren: Brotkorb, Teller fürs Dessert und eventuell für den Käse, Ersatzservietten.
  • Wärmeplatten und Rechauds sind unverzichtbar, um Speisen warm zu halten.
  • Wein rechtzeitig kaltstellen, sofern erforderlich.
  • Tablett für Kaffee oder Espresso wartet in der Küche (Kaffee unter Umständen schon fertig aufgebrüht in der Thermoskanne oder vorbereitete Kaffeemaschine einschalten, wenn man das Dessert aus der Küche holt.; zweite Kanne mit heißem Wasser für Tee). Als Gastgeberin schenken Sie den Kaffee eigenhändig ein, bei großen Runden versorgt sich jede/jeder selbst.
  • Auf zweitem Tablett frische Gläser für den Drink nach dem Essen bereithalten.
  • Nur einer der Gänge sollte warm sein, wenn Sie in der Küche den Alleinunterhalter, die Alleinunterhalterin spielen müssen. Bereiten Sie nur diejenigen Speisen selbst zu, die Sie perfekt können. Alles andere besorgen Sie beim Feinkosthändler oder bei anderen kulinarischen Spezialisten.
  • Versteht sich, dass das Bad blitzblank geputzt, mit ausreichend Toilettenpapier, Gästehandtüchern und Seife versehen ist und dass genügend freie Bügel an der Garderobe hängen. Auch die übrige Wohnung ist in Topform, falls jemand versehentlich die falsche Tür öffnet.
  • Am Abend der Einladung sind Sie rechtzeitig mit den Vorbereitungen fertig. Sie versprühen gute Laune, begrüßen herzlich Ihre Gäste, nehmen ihnen das Blumenpapier ab (Vase vorbereiten) und hängen die Garderobe auf.

Noch Fragen?

Wann serviere ich den Aperitif? Gleich, wenn die Gäste kommen. Er wird am besten im Stehen oder in einer Sitzecke eingenommen. Lassen Sie Ihre Gäste nicht zu lange auf das Essen warten.

Was sage ich, wenn ich zwischendurch in die Küche muss? – „Bitte einen kleinen Moment, bin gleich wieder da.“

Wer bekommt das Essen in welcher Reihenfolge? – Die Dame(n) zuerst, dann der Chef oder Ehrengast und schließlich der Rest. Je nach „Sitzsituation“ können Sie auch sagen: „Ich gehe praktischerweise reihum“ und servieren die Teller von der rechten Seite.

Lege ich in der Küche das Essen auf die Teller oder am Tisch? – Die Vorspeise können Sie in der Regel auf Tellern vorbereiten. Beim Hauptgang sollte sich jeder aus Schüsseln und von Platten nehmen können, was er möchte. Der Nachtisch kann wieder auf Tellern oder in Schalen gebracht werden. Letztlich kommt es aber auf die Gerichte an.

Susanne Helbach-Grosser (2011)